
Rainertshausen
- Taferl 1, Hl. Erhard
- Tafel 2, Erhardikapelle
- Tafel 3, Erhardikult
- Tafel 4, Die Pfarrkirche St. Erhard
Tafel 1, Hl. Erhard
St. Erhard – ein Heiliger Europas

Erhard ist neben Wolfgang und Emmeram der dritte Patron der Diözese Regensburg.
Er hat im 7./8. Jahrhundert gelebt, wobei seine Biographie erst im 11. Jahrhundert aufgezeichnet wurde.
Erhard stammt aus dem westlichen Frankenreich und wurde vermutlich um 630 im Erzbistum Narbonne geboren, das damals von der Provence (Südfrankreich) bis nach Katalonien (Spanien) reichte.
Der Heilige kam am Ende des 7. Jahrhunderts nach Regensburg, wo er Nachfolger Emmerams als Bischof wurde. Wie sein Vorgänger war auch Erhard ein „Wanderbischof“. Er soll längere Zeit in den Vogesen (Ostfrankreich) gewirkt haben, wo er der Legende nach sieben Klöster gründete. Ab 680/690 lehrte Erhard als Bischof von Regensburg in unserer Diözese den katholischen Glauben. Am bekanntesten ist die Überlieferung, Erhard habe Odilia, der blind geborenen Tochter des elsässischen Herzogs Eticho, das Augenlicht geschenkt. Die heilige Odilia (Ottilie) hat verschiedene Klöster gegründet und wird noch heute als Patronin des Elsass verehrt. Das genaue Todesdatum Erhards ist unbekannt. Er ist wohl um das Jahr 715 bzw. 717 in Regensburg gestorben.

Sein ursprüngliches Grab mit weiteren archäologischen Funden befindet sich in der Krypta der Nieder-münsterkirche in Regensburg. Die Reliquien Erhards sind heute in einem silbernen Schrein aus dem 19. Jahrhundert aufbewahrt, der sich an der Nordseite der Kirche befindet. Erhard wurde am 8. Oktober 1052 von Papst Leo IX. heiliggesprochen.

Besondere Verehrung genießt der heilige Erhard in Rainertshausen, wo er der Legende nach mit eigenen Händen einen Brunnen gegraben hat, über dem sich heute die Erhardikapelle wölbt. Das alljährliche Erhardifest in Rainertshausen an Erhards Festtag am 8. Januar erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit in der gesamten Gegend.
Auf dem Land gilt Erhard als Patron der Bauern und Beschützer des Viehs. Aber er wird auch als Patron der Schuhmacher verehrt. Außerdem bittet man Erhard bei Kopfschmerzen und Augenleiden um Hilfe. Dargestellt wird er meistens als Bischof, zusammen mit einem Buch, auf dem zwei Augen liegen.
Text: Alois Mandl Bilder: Franz Zettl
Tafel 2, Erhardikapelle
Geschichte der Erhardi- und Kriegergedächtniskapelle

Der Legende nach hat der heilige Bischof Erhard im 8. Jahrhundert in Rainertshausen einen Brunnen gegraben, über den sich heute die Kapelle wölbt. Über der Quelle soll der Heilige damals eine Hütte gebaut haben. Anschließend hat er das Wort Gottes verkündet und die Bauern mit dem Quellwasser des Brunnens getauft.

Viele Jahrzehnte holten die Menschen das Wasser, das gegen Augenkrankheiten und Vieh-seuchen hilft. Die Quelle geriet allmählich in Vergessenheit, kam aber durch die tatkräftige Mithilfe des Pfarrers Johannes Andreas Leins um 1700 zu neuem Ansehen. Im Innenraum der Kapelle befindet sich eine Tafel aus dem Jahr 1777, die wichtige Informationen zur Entstehung und Wiederentdeckung des Brunnens enthält.
Die neu begründete Wallfahrt war so erfolgreich und bescherte der Pfarrei sehr gute Einnahmen, dass man den Neubau der Pfarrkirche angehen konnte. Der Brunnen ist bis in die Gegenwart erhalten geblieben und die Wallfahrt weiterhin gut besucht.

Die frühere Kapelle, in der sich der Brunnen in etwa drei Meter Tiefe befindet, wurde vermutlich im Jahr 1711 aus Holz errichtet. Möglicherweise wurde sie 1777 durch eine gemauerte Kapelle ersetzt. Im Laufe der nächsten vielen Jahrzehnte verfiel dieses Kirchlein aber immer mehr.

Nach dem 2. Weltkrieg entstand bei einigen Männern der Pfarrei die Idee, die alte, verfallene Kapelle wieder aufzubauen und sie den Opfern der Weltkriege zu widmen. Unter tatkräftiger Mithilfe der ganzen Dorfgemeinschaft wurde die Erhardi- und Kriegergedächtniskapelle am 7.

Januar 1949 durch Pfarrer Andreas Dobmeier feierlich eingeweiht. Im Innenraum des Kirchleins finden sich zwei Tafeln mit den Namen der Gefallenen und Vermissten des Dorfes aus dem 1. und 2. Weltkrieg. Bis zur Fertigstellung des Krieger-denkmals bei der Kirche fanden die Gedenkfeiern für die Toten und Vermissten beider Weltkriege an der Kapelle statt. Die kleine Glocke des Kirchleins ist über 200 Jahre alt und hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Sie wurde vom damaligen Hofbesitzer Otto Bähr aus Wieden gestiftet und befand sich früher in der dortigen Kapelle.
Text: Alois Mandl Bilder: Franz Zettl
Tafel 3, Erhardikult
Der Kult des heiligen Erhard in Rainertshausen und das Erhardifest

Wann der Erhardikult in Rainertshausen entstanden ist, lässt sich nur schwer ein-schätzen. Aber er reicht bis ins Mittelalter zurück und dauert bis in die Gegenwart an. Nach der Heiligsprechung von Bischof Erhard im Jahre 1052 durch Papst Leo IX. erinnerte man sich jedenfalls wieder an die von ihm gegrabene Quelle im Dorf. Die Menschen kamen von überall her, um sich das wundertätige Wasser zur Heilung von Augenkrankheiten und bei Vieh- seuchen zu holen. Allerdings geriet die Quelle im Laufe der nächsten Jahrhunderte allmählich in Vergessenheit.
Erst um 1700 kam der Brunnen durch die tatkräftige Unterstützung des Pfarrers Johannes Andreas Leins von Rainertshausen zu einer neuen Blüte. Der Auslöser dabei war die Viehseuche von 1711. Damals ist die Wallfahrt neu begründet worden und fand starkes Interesse bei den Bauern der Hallertau, die ihre Tiere vor Seuchen schützen wollten. Es wird berichtet, dass die Pandemie nach einigen Jahren wieder vollständig verschwand. Das Aufblühen der Wallfahrt und der stetig wachsende Zulauf an Wallfahrern bescherten der Pfarrei Rainertshausen so viele gute Einnahmen, dass die Umwandlung bzw. der Neubau der romanisch-gotischen Pfarrkirche in einen Barockbau finanziert werden konnte.

Die Verehrung des heiligen Erhard in Rainertshausen blieb seitdem ungebrochen, und sein Patrozinium wird nach wie vor am 8. Januar eines jeden Jahres begangen. Ab dem Jahr 1967 wurde allerdings der damit verbundende Pferdeumritt durch das Dorf nicht mehr durchgeführt. Mit der Zunahme der Pferde und

ihrer Nutzung für Hobby und Frei-zeit wurde der alte Brauch im Jahre 1991 durch Pfar-rer Julian Wijnants aber wieder belebt. Seitdem treffen sich jedes Jahr an einem Samstag im Januar zahlreiche Reiterinnen und Reiter mit ihren

Tieren zur Segnung und zum Umritt durch Rainertshausen. Nach wie vor besten Besuch haben auch die beiden Gottesdienste, die jeweils am Sonntag stattfinden und zu denen immer hochrangige Kirchenvertreter als Festprediger eingeladen werden. Ungebrochener Beliebtheit erfreuen sich dabei die schmackhaften Erhardizeltl, die bei den Gottesdiensten ausgeteilt werden.
Text: Alois Mandl Bilder: Franz Zettl
Tafel 4, Die Pfarrkirche St. Erhard
Die Pfarrkirche St. Erhard

Die Pfarrkirche St. Erhard in Rainertshausen ist ein barocker Bau aus dem frühen 18. Jahrhundert, errichtet vom Baumeister Hans Widtmann aus Pfeffenhausen. Dabei wurde die mittelalterliche Kirche aus dem 13. Jahrhundert einbezogen. Die letzte Außenrenovierung erfolgte 2011/12 und war rechtzeitig zur Primiz von Paul Gebendorfer beendet. Der Abschluss der letzten Innenreno-vierung wurde im Januar 2020 beim Erhardifest in Anwesenheit von Bischof Rudolf Voderholzer feierlich begangen.

Die 1998 neu gestaltete Decke verbindet sich in Farblichkeit und Motivik eindrucksvoll mit den Altären und dem Rest des Gotteshauses. Dargestellt wird die breite Palette des Menschenlebens und des ganzen Universums, die Himmel, Erde und Fegefeuer einschließt. Die Verbin-dung zwischen Himmel und Erde wird durch einen Baum dargestellt, der als „Himmelsleiter“ fungiert. Im Zentrum des Bildes steht die Himmelfahrt, die Apotheose, des heiligen Erhard, der von Gott direkt aufgenommen wird.

Die Altäre der Pfarrkirche sind wohl zwischen 1735 und 1745 entstanden. Das eindrucksvoll gestaltete Altarbild zeigt den Patron der Kirche, den heiligen Erhard, wobei Viehszenen sein Wirken im ländlichen Bereich dokumentieren. Die beiden Seitenfiguren des Hochaltares stellen wieder den heiligen Erhard (linke Figur) sowie den heiligen Johannes Nepomuk (rechte Figur) dar. Auf dem linken Seitenaltar ist das Martyrium des heiligen Erasmus mit einer Winde dargestellt. Der rechte Seitenaltar zeigt die heilige Maria. Auf den Oberbildern der Seitenaltäre sind der heilige Josef (rechts) sowie der heilige Antonius von Padua (links) dargestellt. Die Kanzel auf der linken Seite ist zwischen 1750 und 1760 entstanden, also ein Werk des Rokoko. Am geschweiften Korpus sind drei Holzreliefs zu sehen, die Sämann, Guten Hirten und Winzer darstellen. Die vier Putten am Rand des Schalldeckels symbolisieren die Erdteile Europa, Asien, Afrika und Amerika. An der Stirnseite sind allegorische Darstellungen von Glaube (Monstranz), Hoffnung (Anker) und Liebe (Herz) zu sehen sowie ein Füllhorn mit ausströmendem Segen.
Ältestes Stück des Gotteshauses ist der Taufstein, der noch aus der Erbauungszeit der früheren Kirche stammt. Er besteht aus Rotmarmor, allerdings stark verwittert, und ist ca. 100 cm hoch.
Text: Alois Mandl Bilder: Franz Zettl